Bis der Tod uns scheidet

Seit einiger Zeit versenden Krankenkassen Organspenderausweise. So kam auch ich zu einem Neuen. Es wurde auch Zeit, mein Alter war schon etwas verflättert. Seit meinem 18ten Lebensjahr besitze ich ganz bewusst diesen Ausweis.


Warum? Mein Tod  soll nicht sinnlos sein. Weshalb brauchbares im Krematorium verheizen, wenn es Anderen das Leben rettet. Selbst für meine Tochter habe ich, kurz nach ihrer Geburt, einen Organspenderausweis ausgestellt. Der Schmerz beim Verlust meiner Kleinen wäre unbeschreiblich. Tröstend der Gedanke, wie vielen Eltern dieses Leid durch die Organspende erspart bleibt.
Ist natürlich ein rein hypothetischer Gedanke.

Immer wieder schlagen Skandale zu diesem Thema hohe Wellen.
Es ist wie bei allem; Angebot und Nachfrage bestimmen das Geschäft. Gäbe es mehr Organspender, käme es vermutlich gar nicht zu diesen dubiosen Geschichten.

Bei der Bereitschaft zur Organspende, bleibt die Auseinandersetzung mit dem eigenen Ableben nicht aus. Vermutlich ist genau das der Grund, was viele daran hindert. Wer möchte sich schon mit seinem eigenen Tod auseinander setzten, geschweige denn Anfreunden?! Einige die sich gegen diesen Ausweis entscheiden, argumentieren mit der Angst, dass sie am lebendigen Leib, wie ein Stück Vieh ausgenommen werden. Da ist sie wieder, die Urangst! Die Angst,  lebendig begraben zu werden.

Es ist schon seltsam. In Notsituation, wird den fremden Sanitätern, Krankenpflegern und Ärzten vertraut und die anschließende Dankbarkeit ist groß. Sind wir jedoch Tod, ist das Vertrauen, dass sie Verantwortungsbewusst mit unseren Überresten umgehen dahin.

Würde so manche Argumentation bei nicht Spendern bestehen bleiben, wenn es plötzlich sie selbst oder Familienangehörige betreffe? 

Klar stelle auch ich mir Fragen zu diesem Thema.

"Wenn die Augen der Spiegel der Seele sind, welche Seele spiegeln sie dann wieder? Alleine die des neuen Besitzers oder auch einen Teil von meiner?


Jedes Organ hat ein eigenes genetisches Gedächtnis, welche in den neuen Körper mit implantiert wird. 

" Geht diese Information von meiner Liebe zum süßen Weißwein, durch die Weitergabe meiner Leber in das Verlangen des neuen Benutzers über?"

Da ich von meiner persönlichen Entscheidung überzeugt bin, sind das nur philosophische Fragen.


Im Schnitt  sterben täglich 3 Menschen, da kein passendes Organ bereit steht. Das sind im Jahr ca. 1100 Menschenleben, darunter auch viele Kinder. Will man das wirklich wissen? Bei solch einer Entscheidung ist für Zahlen und Statistiken  kein Platz. Eine bunte Mischung aus Religion, Ethik, Moral, Erziehung und den Schlagzeilen der Medien enttarnen sich als fundierte Entscheidungsträger. 


Wer der Meinung ist, "ich Spende keine Organe, also brauch ich auch keinen Ausweis" der Irrt sich. Denn auch das NICHT wollen, muss entschieden sein. Es macht also immer Sinn, einen Organspenderausweis ausgefüllt dabei zu haben.




Schlussendlich muss jeder für sich entscheiden ob oder ob nicht. Nur wer es sich ganz leicht macht, überlässt diese Entscheidung den Angehörigen. Die werden sich freuen. 


In diesem Sinne würde mich nicht nur interessieren, wer einen Organspenderausweis hat und wer nicht, sondern auch das jeweilige warum bzw. warum nicht. 

4 Kommentare:

  1. Ich glaube, auch wenn es schwer fällt, ein lockerer Umgang mit dem Tod und das dieser zu unserem Leben gehört, würde auch der Organspende gut tun. Ich selbst finde die Organspende-Initiativen wirklich notwendig, weil (auch ich) die Leute noch zu wenig Ahnung davon haben.
    Geschockt an deinem Post hat mich nur, dass du süssen Weißwein magst ;-)
    Liebe Grüße

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    1. Die Nummer mit dem süßen Weißwein ist echt gruslig, ich weiß. Das ist auch der Grund, warum mich das so beschäftigt. Vielleicht sollte ich meine Leber doch lieber behalten, sicher ist sicher. ;-)

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  2. Ich selber habe auch schon seit vielen Jahren einen Spendeausweis. Ich sehe die Sache genauso wie Du und habe auch schon mit meinem 9jährigen Sohn darüber gesprochen, ob er im Falle des schrecklichen Falles seine Organe spenden möchte - seine Antwort war sofort "ja". Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie es ist, das eigene Kind leiden und vielleicht sterben zu sehen, ohne ein passendes Organ zu bekommen. Liebe Grüße, Anja

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    1. Für mich ist es immer wieder spannend, wie unbefangen und selbstverständlich Kinder mit solche Themen umgehen. Ein Kind zu verlieren, ist das schlimmste was Eltern durch leben können. Aber auch noch hilflos, beim langsamen sterben zu sehen zu müssen ist, muss unbeschreiblich sein.

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